Ich denke dies ist ein Thema das auf keiner Aquaristikseite fehlen sollte. Auf gar keinen Fall möchte ich hier irgendwas dramatisieren o. ä. Aber jeder weiß was das für eine bedenkenswerte Kombination ist. Der gewöhnliche Wasserwechsel oder das Stutzen von Pflanzen kann schon unter Umständen (z.B. durch eine defekte Heizung) gefährlich werden. Deshalb habe ich mich entschlossen, mit Hilfe eines Elektrikers die Gefahren, Folgen und Gegenmaßnahmen von Extremfällen zu erfassen und auf meiner Homepage zu veröffentlichen.
Wasser und elektrische Spannung (Strom wird hier genannt) sind natürlich eine heikle Sache. Zur Grundlage: Reines Wasser (destiliertes Wasser) leitet (fast) nicht. Um elektrisch leitfähig zu sein, braucht ein Medium freie Ladungsträger. Im Metall sind das die Elektronen, im "normalen" Wasser sind das die Ionen (z.B. gelöste Salze). Da der Mensch aus ca. 80% Wasser besteht leitet er auch sehr gut. Pro Körperteil (Arm/Bein/Torso) hat man mit einem Körperwiderstand von ca. 500 Ohm gerechnet. Elektrischer Strom sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstandes. Faktoren wie Bodenbelag, Kleidung oder Schuhwerk und die Feuchtigkeit an der Berührungsstelle (Kontaktwiderstand) beeinflussen auch den Widerstand des menschlichen Körpers. Nackte Füße auf feuchtem Boden bieten denkbar schlechte Voraussetzungen, um einem tödlichen Stromschlag zu entgehen. Die Stärke eines Stromschlags (I in mA) ergibt sich nach dem ohmschen Gesetz (I=U/R).
Das Wasser reduziert lediglich den Kontakt - oder Übergangswiderstand. Also durch die Berührungsspannung (U in V) und den Widerstand (R in Ohm). Für eine Berührungsspannung von 230 Volt (Haushaltsgeräte: ACHTUNG: Herd, Durchlauferhitzer und Kraftstromanschlüsse arbeiten sogar mit 400V) und einen Körperwiderstand von 1.000 Ohm ergibt sich eine Durchflussstärke von 230 mA !!!
Elektrischer Strom ist aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Genauso werden im/am Aquarium die technischen Geräte (Beleuchtung, Heizung, Filteranlagen, Pumpen, UV-Wasserklärer etc.) in den allermeisten Fällen mit Netzspannung (230V) betrieben. Doch wie steht es um die Sicherheit im Umgang mit derartigen Geräten? Da Netzspannung bei Berührung in Verbindung mit Wasser in den allermeisten Fällen tödlich ist, möchte ich Ihnen hier einige Sicherheitsratschläge entgegenbringen.
Heizung:
Da Heizer (außer eine Heizmatte unter dem Aquarium oder ein Bodenfluter, der mit 24 V betrieben wird) immer direkten Kontakt zum Wasser haben, ist hier besondere Vorsicht geboten. Dabei ist es unerheblich, ob man einen Heizer aus Glas, oder einen im Filter integrierten Heizer aus Edelstahl (z.B. bei einigen Eheim-Außenfiltern) besitzt. Vor jedem Eingriff in das Aquarium muss die Heizung ausgesteckt werden. Die Gefahr, den Heizer beim Hantieren im Aquarium zu beschädigen, ist einfach zu groß. Möchte man den Heizer über einen Schalter abschalten, muss sichergestellt sein, dass dieser den Heizer ZWEIPOLIG vom Netz trennt, mit einem Kontaktabstand von mindestens 3 mm. Die Erdungsleitung (Falls vorhanden) darf in keinem Fall unterbrochen werden. Auch ist bei einigen Fabrikaten (z.B. Jäger) eine maximale Wasserlinie gekennzeichnet, die nicht überschritten werden darf.
Beleuchtung:
Zwar sind die in den Abdeckungen integrierten Lampengehäuse seit geraumer Zeit relativ sicher, trotzdem ist hier besondere Vorsicht geboten. Die Lampe (ich gehe in diesem Beispiel von einer Abdeckung mit Leuchtstoffröhren aus) darf nur mit vollständig montierten und unbeschädigten Dichtungsmuttern betrieben werden. Vor der Montage ist zu überprüfen, ob die Gummiteile im Inneren dieser Überwurfmuttern vollständig und unbeschädigt sind. Weiterhin ist darauf zu achten, dass die Röhren beim Hantieren im Aquarium (besser vorher ausstecken) nicht beschädigt werden. Auch der Betrieb einer Abdeckung für mehr als eine Röhre ist nur zulässig, wenn ALLE Röhren korrekt eingesetzt sind. Vom Selbstbau einer Abdeckung mit eingebauten Lampen kann ich nur abraten.
Filter:
Die meisten Filter mit elektrischem Antrieb sind heutzutage absolut dicht. Trotzdem darf ein Filtermotor, der nicht explizit für den Unterwasser-Einsatz gebaut ist, eingetaucht werden (z.B. zu Reinigungszwecken). Früher hatten Filter einen Motor der Luftgekühlt war. Dazu waren im Gehäuse des Motors Lüftungsschlitze, die ein Eindringen von Wasser nicht verhindern konnten. Auch die Wellendichtungsringe verschleißen mit der Zeit und das Gerät ist undicht. Auch hier kann ich von der Benutzung derartiger Geräte dringend abraten. Es besteht Lebensgefahr.
Schutzarten:
Heutzutage sind Elektrogeräte, die mit Netzspannung betrieben werden, mit einer so genannten Schutzart oder „IP-Nummer“ gekennzeichnet. Diese IP-Nummer sagt einiges über die Elektrische Sicherheit des Gerätes aus. Bevor man also ein Gerät einsetzt, sollte man sich im Klaren darüber sein, ob dieses Gerät unter den gegebenen Bedingungen sicher ist. Die IP-Nummer setzt sich aus den Buchstaben „IP“ und zwei Ziffern zusammen. Die erste Ziffer kennzeichnet die Dichtigkeit gegen das Eindringen von Fremdkörpern, die zweite Ziffer kennzeichnet die Wasserdichtigkeit.
Hierzu die Übersetzung:
Folglich hat ein Gerät mit IP00 keinen Schutz und ist ringsherum offen. Ein Gerät mit IP67oder IP68 ist absolut wasserdicht und darf unter Wasser betrieben werden. Ein Gerät mit IP44 (z.B. Eheim-Filter 2324) darf nicht eingetaucht werden, es ist nur gegen Spritzwasser geschützt. Generell kann man sagen, je höher die zweite Ziffer, desto sicherer ist das Gerät. Es ist aber in jedem Fall auf die Einbaulage zu achten; ein Gerät, das z.B. IP44 geschützt ist, darf nur in der vom Hersteller vorgesehenen Position betrieben werden (z.B. Filter: aufrecht).
Weiterhin trägt ein so genannter Personenschutzschalter enorm zur passiven Sicherheit bei. Dabei handelt es sich um einen FI-Schalter, der direkt vor das zu benutzende Gerät geschaltet wird. Personenschutzschalter kann man im örtlichen Baumarkt oder Elektrofachgeschäft oder bei seriösen Elektronik-Versandhäusern kaufen. Ein solcher Personenschutzschalter ist schon für ca. 20 € zu haben und ich kann den Einsatz einer solchen Schutzeinrichtung nur dringend anraten.