Es sind Ausbrüche des Lebens, die andere das Leben kosten: Algenblüten sind spontane Massenvermehrungen von Kleinstlebewesen. Wo sie auftreten, entsteht eine Todeszone, aus der kein Fisch lebend herauskommt. Ein Satellitenbild zeigt jetzt eine besonders große Algenblüte.
Der blaugrüne Fleck besitzt eine gewaltige Ausdehnung: Über mehr als 100 mal 200 Kilometer erstreckt sich die Algenblüte vor der Küste Namibias. Mehrere Tage lang gedieh sie und ist bereits wieder im Vergehen. Aufgenommen wurde sie vom "Aqua"-Satellit der US-Raumfahrtbehörde Nasa.
Eine Algenblüte ist eine plötzliche, massenhafte Vermehrung von Algen und Cyanobakterien. In den Küstenregionen Südafrikas kommen Algenblüten häufig vor, denn dort trifft kaltes, nährstoffreiches Wasser aus der Antarktis auf die Küste. Zugleich durchmischen Winde vom Osten her den Ozean, indem sie das Oberflächenwasser von der Küste wegschieben, so dass Wasser aus der Tiefe aufsteigen kann. Es enthält Partikel vom Meeresboden und viel Eisen. Das nährstoffreiche Antarktiswasser und das Tiefenwasser schaffen so eine Umgebung, in der Algen hervorragend gedeihen.
Doch wenn die Algenblüte verwelkt, beginnt das große Sterben. Die Algen selbst produzieren schon giftige Substanzen. Und wenn sie absterben und zu Boden sinken, werden sie von Bakterien zersetzt. Dabei wird der gesamte Sauerstoff des Wassers in der Umgebung verbraucht - unter der Algenblüte entsteht eine Todeszone, in der kein Meeresbewohner überleben kann.
Anschließend übernehmen Spezialisten den Zersetzungsprozess: anaerobe Bakterien, die keinen Sauerstoff zum Leben brauchen. Sie produzieren wiederum Schwefeldioxid, das mit dem Wasser zu Schwefel und Schwefelwasserstoff reagiert, einem stinkenden und giftigen Gas. In kleineren Eruptionen steigt es an die Oberfläche und reißt noch mehr Fische in den Tod.
Auf Satellitenbildern sind diese tödlichen Schwefelwasserstoff-Rülpser des Ozeans an der milchig-grünen Wasserfärbung zu erkennen, die vom Schwefel stammt.
Quelle: spiegel.de