Wie Fische Bäume pflanzen

Wie Fische Bäume pflanzen

Die Wassertiere verbreiten die Samen in überschwemmten Gebieten der Tropen.

Die Samen einiger tropischer Baumarten werden fast nur von Fischen verbreitet. Die Tiere dringen zu Hochwasserzeiten in überflutete Waldgebiete ein, fressen die Früchte der Bäume und scheiden die Samen an anderer Stelle wieder aus. Große Fische befördern dabei die meisten Samen und schwimmen auch am weitesten – doch gerade die großen Exemplare werden stark befischt. Das haben Mauro Galetti von der Universität in Sao Paulo und seine Kollegen herausgefunden. Fischerei in den Tropen dezimiere daher nicht nur die Fischbestände, sondern kann auch negative Auswirkungen auf den Erhalt von Baumarten haben, erklärt der Forscher.

 

Die Samen der meisten Bäume werden durch Primaten, Nagetiere oder Vögel verbreitet. Entweder bleiben sie am Körper der Tiere hängen und fallen irgendwann wieder ab oder sie werden gefressen und anschließend immer noch keimfähig ausgeschieden. Im Pantanal im Amazonas ist diese Strategie nicht immer anwendbar: Das Areal mit einer Fläche von der Größe der Bundesrepublik gehört zu den größten Binnenland-Feuchtgebieten der Erde und wird saisonal überflutet. Gerade zu dieser Zeit aber werfen viele Hülsenfrüchtler und Palmen ihre Früchte ab. Anstelle von Landtieren nehmen sich hier Fische der Samen an. Sie dringen während des Hochwassers in die überfluteten Waldgebiete ein und fressen die abgeworfenen Früchte der Bäume. Fällt der Kot der Tiere auf ein Stück Land, das nach der Flut wieder trockenfällt, können die Samen dort keimen.

 

Galetti untersuchte in seiner Studie die Bedeutung des Pacus als Samenverbreiter. Der tropische Fisch gehört zu den echten Salmlern und ist wissenschaftlich unter dem Namen Piaractus mesopotamicus bekannt. Bei der Analyse von Mägen von siebzig Pacufischen entdeckte der Forscher in den größten Exemplaren bis zu 140 Samen allein der Tucum-Palme. In den Fäkalien von anderen tropischen Tieren wie Tapiren, Affen und Tukanen fand Galetti hingegen kaum Überreste der Tucum-Früchte, weshalb er davon ausgeht, dass die Palme allein auf den Pacu als Verbreiter angewiesen ist. Dieser Fakt ist nicht unproblematisch, so der Forscher, da die Pacupopulationen im Pantanal rapide zurückgehen. Die brasilianische Regierung hat zwar Fischereigesetze erlassen, doch schützen diese nur Fische, die kleiner sind als vierzig Zentimeter. Es sind aber die größeren Exemplare, die die meisten Samen verbreiten und dabei am weitesten schwimmen.

 

Quelle: wissenschaft.de